Paradigmenwechsel


Paradigma

Das Wort Paradigma kommt aus dem griechischen, ursprünglich ein wissenschaftlicher Begriff, wird er heute häufig verwendet, um ein Modell, eine Theorie, Wahrnehmung, Annahme oder einen Bezugsrahmen zu bezeichnen. Er bezieht sich allgemein auf die Art, in der wir die Welt wahrnehmen, verstehen, interpretieren.

Unbewusste Werte, Maßstäbe, Emotionen und Handlungsmuster:

Wir wurden alle in unserer Kindheit geprägt und sind als Erwachsene immer noch abhängig von den Werten vom Elternhaus, vom Kindergarten, von der Schule. Es bestehen Abhängigkeiten von dem sozialen Umfeld, der Religion, der Nationalität, der Rasse. Der Charakter = Das Eingeprägte, das Ego wurde also geformt von: Mutter und Vater, unserer Familie und Sippe, unserer Rasse, Nationalität, gesellschaftlicher Stand, Tradition, Religion, Sprache, Erziehung, Literatur, Kunst, Medien, Gewohnheit, Konvention, Propaganda, Werbung aller Art, wirtschaftlichem Druck, der Nahrung, dem Klima, unseren Freunden, unseren Erfahrungen.
Kinder lernen auch Skripts = Anweisungen, Glaubenssätze und Verhaltensmuster, z.B.: "Denke, was ich denke; du bist nicht liebenswert; du bist dumm, ungeschickt; du bist schlecht; du bist im Weg; du bist schuldig; du bist böse, du bist häßlich; du gehörst nicht hierher; sei nicht so neugierig; sei nicht so impulsiv; fühle nicht (ein Junge heult nicht); sei kein Kind; gib dir Mühe, streng dich an; mach`s mir recht; beeil dich; sei vorsichtig; sei perfekt, dann mag ich dich; spiel dich nicht so auf (sei nicht wichtig)"
Das wissen wir nicht mehr, aber wir handeln unbewusst nach dem, was uns eingetrichtert worden war.
Es zeigt wie stark Konditionierung unsere Wahrnehmung und unsere Paradigmen beeinflusst.

Paradigmen sind mächtig, da sie die Brille schaffen, durch die wir die Welt sehen. Die Macht eines Paradigmenwechsels ist die essentielle Macht entscheidender Veränderungen, unabhängig davon, ob dieser Wechsel sofort erfolgt oder ein langsamer bewusster Prozess ist.

Um besser zu verstehen was Paradigma heißt und was passiert wenn ein Paradigmenwechsel stattfindet, können Sie in der folgenden Geschichte von Stephen R. Covey lesen:


DIE MACHT EINES PARADIGMENWECHSELS

Jeder von uns hat viele, viele Arten von "Karten" im Kopf. Sie lassen sich in zwei Hauptkategorien unterteilen : Karten, wie die Dinge sind, also von Realitäten, und Karten, wie die Dinge sein sollten, also von Werten. Wir interpretieren alles was wir erfahren, anhand dieser mentalen Landkarten. Dabei stellen wir ihre Genauigkeit selten in Frage. meist sind wir uns nicht mal bewusst, dass wir sie benutzen. Wir nehmen einfach an, dass die Art, in der wir die Dinge sehen, auch die Art ist, wie sie sind oder wie sie sein sollten. Und unsere Einstellungen und unser Verhalten erwachsen aus diesen Annahmen. Die Art, in der wir die Dinge sehen, ist die Quelle unseres Denkens und Handelns.

Je stärker jemand an die ursprüngliche Wahrnehmung gebunden ist, desto stärker "aha" Effekt. Plötzlich geht einem Licht auf - wie bei dem Mini-Paradigmenwechsel, den ich an einen Sonntag Vormittag in der New Yorker Ubahn erlebte:

Die Passagiere saßen still da, manche lasen Zeitung, andere waren in Gedanken verloren, einige hatten die Augen geschlossen und ruhten sich aus. Es war eine ruhige, friedliche Szene.
Dann stieg ein Mann mit seinen Kindern ein. Die kleinen waren laut und ungestüm, die ganze Stimmung änderte sich abrupt.
Der Mann setzte sich neben mich und machte die Augen zu. Er nahm die Situation offenbar überhaupt nicht wahr. Die Kinder schrien herum, warfen Sachen hin und her, zerrten sogar an den Zeitungen der anderen Fahrgäste. Sie waren sehr störend. Aber der Mann neben mir tat gar nichts. Es war schwierig, nicht davon irritiert zu sein. ich konnte nicht fassen, dass er so teilnahmslos war, dass er seine Kinder dermaßen herumtoben ließ und nichts dagegen tat, überhaupt keine Verantwortung übernahm. Es war deutlich, dass sich auch alle anderen in der Ubahn ärgerten. Mit aus meiner Sicht ungewöhnlicher Geduld und Zurückhaltung sprach ich ihn schließlich an: "Ihre Kinder stören wirklich sehr viele leute hier. Könnten Sie Sie nicht vielleicht etwas mehr unter Kontrolle bringen?"
Der Mann hob die Augen, als ob er sich zum ersten Mal der Situation bewusst würde und sagte leise:
"Oh, Sie haben recht. Ich sollte etwas dagegen tun. Wir kommen gerade aus dem Krankenhaus, wo ihre Mutter vor einer Stunde gestorben ist. Ich weiß nicht, was ich denken soll, und die Kinder haben vermutlich auch keine Ahnung, wie sie damit umgehen sollen."

Können sie sich vorstellen, was sich in dem Augenblick empfand? Mein Paradigma wechselte...plötzlich sah ich die Dinge anders, und da ich anders sah, dachte, fühlte verhielt ich mich anders. Mein Ärger löste sich auf.

Quelle: Stephen R. Covey / "Die sieben Wege zur Effektivität"
 

 

"Wenn Sie wirklich zuhören, dann geschieht dabei ein Wunder. Das Wunder besteht darin, daß Sie ganz bei dem sind, was gesagt wird, und gleichzeitig Ihren eigenen Reaktionen lauschen."
Krishnamurti

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